Die Fortbildung richtet sich an Lehrer*innen aus Schulen in freier Trägerschaft, die in ihrer Einrichtung eine Aufgabe im Bereich Beratung (für Schüler*innen, ihre Familien, Kolleg*innen sowie Lerngruppen) übernommen haben oder noch übernehmen werden und sich hierfür vertieft qualifizieren möchten.
Mit den Konflikten ist es so eine Sache: Sie wirken trennend durch den Zusammenprall der Unterschiedlichkeit; sie markieren eine Grenze und schaffen dadurch erst Verbindung, auf die man in der Regel - nicht selten bei aller Faszination - gut verzichten würde. Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen.
- Erich Kästner-
Unterschiedliche Wahrnehmungen, Grenzüberschreitungen und Befindlichkeiten im Schulalltag von Schüler*innen, von Lehrer*innen aber auch von Eltern können für Konfliktpotenzial sorgen. Dafür Anlaufstelle zu sein, diese Vorgänge richtig einzuordnen, lernen damit umzugehen und im besten Fall diese Themen für alle Beteiligten gut zu bearbeiten, ist die Aufgabe einer Vertrauensstelle.
Ziel
Das Ziel der Fortbildung ist es, Pädagog*innen für diese Aufgabe zu befähigen. Dafür ist zunächst nötig, sich für diese Themen zu sensibilisieren und ein achtsames und waches Bewusstsein im Umgang mit alltäglichen Grenzverletzungen, Bedürfnissen, Übergriffen und Persönlichkeitsrechten von Schülern und Schülerinnen zu entwickeln - um daraus dann sozial hilfreiche Ansätze für Interventionen und auch Präventionsmaßnahmen abzuleiten.
Aufgaben der Vertrauensstelle
Die Vertrauensstelle bietet den Schülern und Schülerinnen eine Anlaufstelle bei solchen erlebten Grenzverletzungen, die sie wahrnimmt und unterstützt. Sie führt dazu mit allen Beteiligten Gespräche. Bei Bedarf koordiniert sie die aufgetretenen Fälle im System und leitet sie ggf. auch weiter. Sie kümmert sich um umfassende Gewaltprävention, indem grenzverletzendes und gewalttätiges Handeln thematisiert wird und Kommunikationsprobleme in der Einrichtung präventiv angesprochen und bearbeitet werden. Ziel ist es, zu helfen und zu unterstützen, dass diese Themen offen ansprechbar und entsprechend bearbeitet werden.
Neben Kinderschutzbeauftragten, Schulärzten*innen, Streitschlichter*innen in der Schülerschaft und Mitgliedern von Schlichtungs- oder Vertrauenskreisen, sollten in der Vertrauensstelle ausgebildete Pädagogen*innen tätig sein, die zu Rate gezogen werden können. In unserer Fortbildungsreihe geben wir praxisorientierte Impulse, die Sie für eine solche Aufgabe qualifizieren. In den Modulen bilden theoretische Vorträge den Auftakt zu individueller Bearbeitung in praxisorientierten Übungen mit eigenen Erfahrungsschritten, die – in Kooperation mit den Erfahrungen und dem Wissen auch der anderen Teilnehmenden – gezielt für das eigene berufliche Handeln in der eigenen Schule geplant werden können. In unserer Arbeit legen wir Wert auf vertrauensbildende Gruppenprozesse, in der Lernen im Rahmen eines vertrauensvollen Miteinanders stattfindet. Vertraulichkeit hinsichtlich der persönlich eingebrachten Themen bildet eine gute Basis für einen intensiven Lernprozess. Zur Vertiefung und das Selbststudium im Anschluss erhalten Sie Unterlagen und Literaturhinweise.
Konzept und Arbeitsmethoden
In den Modulen bilden theoretische Impulse den Auftakt zu individueller Bearbeitung. In praxisorientierten Übungen mit eigenen Lern- und Erfahrungsschritten - in Kooperation mit den Erfahrungen und dem Wissen auch der anderen Teilnehmenden - , werden die Erkenntnisse vertieft, so dass daraus direkte umsetzbare Handlungsprojekte für die eigene Schule oder Einrichtung entstehen können. U.a. bearbeiten wir Themen der Prozess- und Gesprächsführung in schwierigen Situationen, gehen aber auch mit unseren eigenen Mustern und Erfahrungen um.
Die Schulung ist betont praxisbetont. Der Erwerb von Kompetenzen und individuellen Fähigkeiten basiert u.a. darauf, die selbstgemachten Erfahrungen zu reflektieren und mit methodischer Unterstützung die nötigen Konsequenzen für die zukünftigen Verhalten zu ziehen. Darüber hinaus werden Grundlagen zum Umgang mit den Formen der Gewalt, sexualisierte Gewalt bei Kindern und Jugendlichen, Kindeswohlgefährdung §8a, §8b und §4kkG vermittelt. Die Arbeit an der eigenen Haltung, die Rolle sowie die Grenzen in der Tätigkeit der Vertrauensstelle, sind weitere Schwerpunkte dieser Fortbildung.
Vertraulichkeit ist die Grundvoraussetzung unserer Arbeit.
Übersicht über die Module
Modul 1: Die eigene Rolle im System // 04.-05.11.2024
- Rolle im System
- Aufgaben der Vertrauensstelle
- Haltung - Trigger - Glaubenssätze - Projektionen
- Gesprächsführung und eigenes Gesprächsverhalten in Bezug auf Gespräche in der Vertrauensstelle
Modul 2: Beratung Grundkompetenzen Vertrauensstelle // 16.-17.12.2024
- Grundkompetenzen
- Formen von Gewalt (u.a. sexualisierte Gewalt, Kindeswohlgefährdung)
- Prozesse in der Beratungssituation
Modul 3: Konflikte und Eskalationen // 03.-04.03.2025
- Einfache Mediation, Konflikte wahrnehmen und einordnen
- Klärung von Konflikten zwischen Schüler*innen
- Umgang mit eskalierenden Gesprächen in der Beratung
Beginn: jeweils Montag, 9:00 Uhr
Ende: jeweils Dienstag, 17:00 Uhr
Am Vorabend ist ein lockeres gemeinsames Ankommen möglich.
Die Module bauen aufeinander auf und können deshalb nicht einzeln gebucht werden. Die Fortbildungsreihe wird von Hubert Staneker (www.staneker.org) und Kirsten Heberer (www.diversityorganisationsentwicklung.de) geleitet.
Kosten
420 € Seminargebühr zzgl. Übernachtung und Verpflegung, ca. 270 € (wird mit dem Tagungshotel direkt abgerechnet)
Veranstaltungsort
Im Hohenwart Forum
Schönbornstraße 25,
75181 Pforzheim
Kontakt
Fragen und verbindliche Anmeldungen senden Sie bitte an Sonja Stenger: buero@sicom-entwicklungsbegleitung.de.
Vertrauensstelle 24/25